Von meinem Platz hier am Pool (das war als ich damit begonnen habe diesen Artikel zu schreiben), 540 Meter über dem Meeresspiegel, kann ich nur grinsend über die Fahrt nach Italien nachdenken. Vor wenigen Tagen…sah das jedoch noch anders aus.
Okay, die Strecke durch Deutschland und die Schweiz war kein Problem. Da wir extra über Nacht gefahren sind waren die Straßen leer, so dass wir gut vorangekommen sind. Doch dann kam Bella Italia.
Ein Tunnel trennt Welten.
Schon mal durch den Gotthardtunnel gefahren? Das ist, mit seinen 16 Kilometern Länge, der zweitgrößte Tunnel der Welt und verläuft unterhalb der Gipfel des Gotthardmassivs.
Das spannende daran ist, dass es in ihm unwahrscheinlich warm ist. Es war etwa 4 Uhr morgens, als wir hineingefahren sind – mit ca. 16 Grad Außentemperatur. Im Tunnel war es dann locker 20 Grad wärmer! Wäre die Luft nicht so schlecht hätten wir das Fenster runter gelassen und das Urlaubs-Wetter genossen.
Auf der anderen Seite des Tunnels verschwimmen irgendwie zwei Welten miteinander: die Schweiz und Italien. Obwohl wir sicher wussten, dass wir uns noch in der Schweiz befanden, sprachen die Schilder eine andere Sprache. Ehrlich, die waren alle plötzlich auf Italienisch. Aus Polizei wurde Polizia und aus Gotthard wurde San Gottardo.
Nur ein Schwein tankt selbst.

Ungefähr um 5 Uhr morgens überquerten wir die italienische Grenze. Langsam ging die Sonne auf und mein Fotografen-Herz machte einen Satz nach vorne. Schade nur, dass Fototgrafen so selten verstanden werden.
Es dauerte nicht lange, bis wir die erste italienische Tanke anfuhren. Es war immer noch sehr früh und die Tankstelle war fast leer. Das war auch der Grund weswegen wir die „Service“-Zapfsäule anfuhren, denn um die Uhrzeit gibt es sicher noch kein Service hier. Grober Fehler. Kurz nach dem Halten kam auch schon ein netter Italiener der uns den Tank füllen wollte, wir lehnten dankend ab.
An der Kasse kam dann der große Schreck – der Service-Zuschlag war nämlich schon auf den Preis aufgerechnet. 25 Cent pro Liter mehr! Dafür, dass wir an einer Zapfsäule mit Service selbst getankt haben. Spitze – aber man lernt ja aus seinen Fehlern.
Italien: im Gespräch mit Fremden.
So ein Walki-Talki ist schon praktisch. Vor allem wenn man mit zwei Autos eine fast 900 Kilometer lange Strecke fährt, dachten wir zumindest.
Was wir nicht bedacht haben ist, dass italienische LKW-Fahrer auch über sowas Kommunizieren. So erreichte uns immer wenn wir in der Funkweite eines LKWs waren, eine italienische Durchsage. Da hilft selbst der Wechsel des Kanals nichts. Und das kann einen echt in den Wahnsinn treiben.
Einmal hatten wir sogar eine deutsche Familie mit gleicher Idee in der Leitung, die sich kräftig darüber amüsierte.
Die hübschen Toskana Städte und das was ich von Deutschland gewohnt bin.
Der Vorort Camaiore liegt etwa auf Meeresspiegel-Höhe und versprüht den typisch toskanischen Flair. Enge Gassen, kleine Häuser und ganz viel Chaos. Langsam bin ich mir sicher, dass noch nicht mal die Italiener ihre Straßen-Ordnung verstehen. Das gilt besonders für die Rollerfahrer und meinen Freund, der sich langsam an diese Verhältnisse anpasst.

Glaub mir, wenn du einen Unfall baust, dann ist der Grund dafür sicher ein Italiener der dich mit seinem Roller von der Straße gedrängt hat. Gleich danach kommen Fahrradfahrer. Als gutes Beispiel: ein alter gebrechlicher Mann, der seine Krücken auf den Fahrradhalter gespannt hat und so mit wackeligen Beinen durch die Straßen fährt – in Italien ist das nunmal so.
540 Meter Berg auf.
Als wir uns das Ferienhaus im Internet herausgesucht haben, haben wir nicht damit gerechnet, dass es auf einem Berg steht, der noch nie etwas von gut ausgebauten Straßen gehört hat. Das Örtchen Casoli, in dem unser Häuschen stehen sollte, liegt eigentlich direkt am Hang. Verschlimmert wurde diese Tatsache nur, dadurch, dass es von hier aus noch ein ganzes Stück war bis wir ankamen.
Alles begann recht human – erst wenn einem klar wird, dass es neben dem Auto 200 Meter in die Tiefe geht, wird einem langsam mulmig. Das große Problem an der Auffahrt ist jedoch der Gegenverkehr. Egal ob Auto, Fahrrad, Roller oder Fußgänge (sogar mit Pferd oder Esel) hier kommt dir alles entgegen. Und umso höher du kommst, umso schmaler wird die Strecke, bis sie nur noch von einem Auto befahren werden kann und aus gefühlten 360° Kurven besteht.
Der schlimmste Teil kommt jedoch erst noch, denn nach dem steilen Aufstieg führte ein kleiner Privatweg uns den Rest der Strecke direkt vors Haus. Von befestigten Asphalt war hier jedoch nicht mehr zu sprechen. Mit dem Schotterweg, den riesigen Schlaglöchern, der steilen Abfahrt und dem Hang neben der Straße, konnte es wohl kaum schlimmer werden.
Zum Glück erreichten wir nach kurzer Zeit unser Ziel.
15 Minuten Lebenszeit.
Hier mal ein „kurzer“ zusammenschnitt von der Auffahrt zum Haus.
Das original Video geht über 15 Minuten: